Bäuerinnen und Bauern weltweit unterstützen

Nach Auffassung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. ist die Arbeit von Bäuerinnen und Bauern in der ganzen Welt von herausragender Bedeutung. Gerade auch in Krisenzeiten kommt der regionalen Erzeugung von Lebensmitteln eine wichtige stabilisierende Wirkung zu. Rund 70 Prozent der Nahrungsmittelerzeugung wird von Kleinbäuer*innen weltweit sichergestellt. Zum Internationalen Tag des bäuerlichen Widerstandes, dem 17. April, gehen normalerweise tausende von Bäuerinnen und Bauern für internationale Bauernrechte auf die Straßen und demonstrieren für auskömmliche Erzeugerpreise, gerechte Verteilung von Agrargeldern, den Zugang zu Land, zu sauberem Trinkwasser und zu Saatgut. Internationale Solidarität ist seit jeher Grundgedanke der weltweiten Bauernorganisation La Via Campesina, die in diesem Jahr viele andere Aktionsformen gefunden hat, um zu demonstrieren, und anlässlich des 17. April unter anderem auch einen offenen Brief an den EU-Vizepräsidenten Franz Timmermanns und EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski geschrieben hat. In dem Brief wird unter anderem die vollständige Umsetzung der UN-Erklärung über die Rechte der Bauern und anderer Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten (UNDROP), ein weltweit fairer Zugang zu Land für Kleinbauern und eine GAP-Reform gefordert, die lokale Agrarmärkte fördert und Kleinbauern ein angemessenes Einkommen ermöglicht. Internationale Solidarität, das zentrale Anliegen von La Via Campesina, fordert auch die AbL als deutsche Mitgliedsorganisation in diesem Jahr besonders ein. „Während sich die westlichen Industrieländer weitestgehend abschotten und um Finanzmittel in Milliardenhöhe und Schutzkleidung streiten, stehen die Länder des landwirtschaftlich geprägten Südens in Afrika, Asien, Südamerika angesichts des Corona-Virus vor extremen Herausforderungen hinsichtlich ihrer viel schlechteren Ausgangssituationen – in Fragen der Gesundheitsvorsorge, Hygiene und der Lebensmittelversorgung. Sie brauchen nicht nur solidarische Worte, sondern Taten: Geld, medizinische Unterstützung, Hilfen zur Selbsthilfe und zwar jetzt! Es muss um eine Unterstützung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft vor Ort gehen, damit eine lokale Lebensmittelversorgung aufrechterhalten werden kann. Die bislang z.B. von der EU oder dem IWF zugesagten Hilfen sind gemessen an der Unterstützung in den westlichen Industrieländern ein Armutszeugnis. Die aggressive Agrarexport-Ausrichtung der Europäischen Union ist mitverantwortlich für instabile Verhältnisse in der Welt, deshalb haben wir hier eine Bringschuld“, so Elisabeth Fresen, AbL-Vorsitzende und Bäuerin in Niedersachsen. Fresen weiter: „Auch die Lebensmittelerzeugung in Europa ist nach Auffassung der AbL alles andere als nachhaltig. Mit einer jahrzehntelangen agrarpolitischen und wissenschaftlichen Ausrichtung des Wachsens oder Weichens sind viele Bauernhöfe verschwunden. Wir müssen jetzt die vielen Bewegungen für regionale Kreisläufe und für regionale Erzeugung von gesunden Lebensmitteln stärken. Nur weil aktuell die Landwirtschaft von der Politik als systemrelevant erkannt wird, darf das nicht dazu führen, unter dem Stichwort „Ernährungssicherung“ zarte Ansätze einer agrarpolitischen Stärkung bäuerlicher Landwirtschaft sowie den Schutz von Umwelt, Klima und Tierwohl wieder hinten an zu stellen, so wie es die Spitze des Deutschen Bauernverbandes jetzt fordert. Ebenso wenig darf es dazu führen, dass Maßnahmen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes wie auch das Arbeitsrecht gelockert werden. Internationale Solidarität muss auch heißen, nicht nur die Ernte- und Pflanzarbeiten hier zu sichern, sondern weltweit die Gesundheit der Menschen zu schützen, die die Arbeit auf den Äckern verrichten. Die Verantwortlichen in der Politik müssen sich auch fragen lassen, warum es unter Missachtung gesundheitlicher Schutzvorkehrungen möglich ist, tausende Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa einfliegen zu lassen, damit wir Deutsche Spargel speisen können, während es unmöglich erscheint, die Kinder aus unmenschlichen Flüchtlingslagern in Europa herauszuholen“.