Wissenschaft: Unzureichende GAP-Vorschläge zugunsten einer nachhaltigen und gerechten Agrarpolitik ändern

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus ganz Europa bewerten die vorliegenden Vorschlägen der EU-Kommission zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) als unzureichend. In einem Positionspapier, verfasst von 21 Autoren unter Koordination des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv), des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Universität Rostock, stellen sie fest, dass so weder die angestrebten Klima- und Naturschutzziele noch wesentliche soziale Ziele der EU Agrarpolitik erreicht würden. Milliarden Euro von Steuergeldern würden ineffektiv eingesetzt - wider besseres Wissen. Die Forscher schlagen zehn Maßnahmen für eine nachhaltige und gerechte Landwirtschaft vor. Unterstützt wird das Papier von über 3.600 Unterzeichnern. Die Wissenschaftler befürchten, dass die aus ihrer Sicht ohnehin schon ungenügenden Umweltanforderungen der aktuellen Reformvorschläge noch weiter eingeschränkt werden könnten. Dies zeige sich an den Änderungsanträgen des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung des Europäischen Parlaments bzw. des EU-Rates (als Vertreter der Mitgliedstaaten), nach denen eine Reihe von Umweltauflagen reduziert oder aufgehoben werden sollen. Die Forscher und Unterzeichner drängen darauf, bei der aktuellen Neugestaltung der GAP wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen. "Das nötige Wissen für einen Übergang zu einer evidenzbasierten, nachhaltigen europäischen Landwirtschaft steht zur Verfügung", schreiben sie im Positionspapier. Dieses solle nun genutzt werden, "um den Forderungen der Bürger nach einer nachhaltigen Landwirtschaft nachzukommen und systemische Schwächen der GAP zu beheben." Die zehn politischen Maßnahmen für eine neue GAP beinhalten unter anderem ausreichende Mittel für einen effektiven Schutz von Klima und biologischer Vielfalt, eine effektive Erfolgsmessung dieser Maßnahmen sowie eine transparentere EU-Agrarpolitik, die alle Interessengruppen gleichermaßen beteiligt. An erster Stelle jedoch fordern die Autoren, die Direktzahlungen an Landwirte in Zahlungen zugunsten öffentlicher Güter und gesellschaftlicher Erwartungen umzuwandeln und damit das bisherige System der Vergabe der EU-Agrargelder abzulösen, mit dem das Geld auf Grundlage der bewirtschafteten Flächengröße und ohne wesentliche Bindung an Nachhaltigkeit oder Sozialstandards verteilt wird.