BDM: Sektorstrategie 2030 nicht ausreichend

Die auf der Grünen Woche vorgestellte Strategie 2030 der deutschen Milchwirtschaft, an der die Verbände der Milchwirtschaft und Milchviehhaltung seit Frühjahr 2019 in zahlreichen Arbeitssitzungen gemeinsam gearbeitet haben, bleibt nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück und ist vom BDM auch nicht mitunterzeichnet. Der BDM hat in Arbeitsgruppen zwar an der Strategie mitgearbeitet, war jedoch nicht im Lenkungsgremium vertreten, das durch Vertreter von Bauernverband (DBV), Raiffeisenverband (DRV) und Milchindustrieverband (MIV) gebildet wurde. „Der Ansatz der vorliegenden Branchenstrategie bietet keinen echten Ansatz für die bereits jetzt existierenden großen wirtschaftlichen Probleme der Milchviehhaltung geschweige denn für die Herausforderungen und notwendigen Veränderungen der Zukunft. Insbesondere die bereits jetzt bestehende fehlende Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung quer durch alle Strukturen ist Ursprung vieler Probleme des Sektors und Schlüssel für die Umsetzung einer notwendigen zukunftsfähigen Weiterentwicklung des Sektors. Genau dieser Punkt aber wird genauso wie die in diesem Zusammenhang wichtige Verbesserung der Marktstellung der Milchviehhalter gegenüber der Molkereiwirtschaft weitgehend ausgeklammert. Das vorliegende Strategiepapier konzentriert sich viel zu stark auf die Verteidigung und Rechtfertigung sowie die bessere Vermarktung der bestehenden Verhältnisse. Die Ausrichtung der Milcherzeugung auf die Versorgung der Milchverarbeiter mit billigem Rohstoff wird nicht ansatzweise einer kritischen Prüfung unterzogen“, kritisiert BDM-Vorstandsvorsitzender Stefan Mann. „Wir hätten gerne an einer Strategie gearbeitet, die viel stärker darauf ausgerichtet ist, die Probleme der Gegenwart im Bereich der Milchviehhaltung zu lösen und die Zukunft aktiv zu gestalten. Der sehr konstruktive Austausch in den Arbeitsgruppen hat uns ermutigt, dass wir uns mit guten Argumenten und einer ergebnisoffeneren Diskussion diesen Anliegen wenigstens nähern könnten.“ Um in diese Richtung kooperativ mit den Verbänden der Milchbranche weiterarbeiten zu können, hätte der BDM die Sektorstrategie trotz aller Kritikpunkte gerne mitgezeichnet. „Unsere Unterzeichnung hatten wir allerdings daran geknüpft, dass das Lenkungsgremium uns bei der Präsentation der Sektorstrategie den Freiraum gibt, darauf hinzuweisen, woran aus unserer Sicht unbedingt weitergearbeitet werden muss. Das wurde uns verwehrt“, betont Stefan Mann. „Umso mehr erstaunt es uns, dass nun im Nachgang eigene Pressemitteilungen der Verbände, die Teil des Lenkungsgremiums sind, herausgegeben werden, die durchaus eigene Schwerpunkte zur gemeinsam präsentierten Sektorstrategie formulieren. Weiter wäre aus unserer Sicht ein Zeichen gegenseitiger Anerkennung und einer Kooperation auf Augenhöhe gewesen, den BDM auch in das Lenkungsgremium zu integrieren.“ Bei der Präsentation der Strategie wurden von der Milchbranche die folgenden Punkte als besonders „herausstechend“ hervorgehoben:
- Branchenkommunikation: Noch in diesem Jahr sollen die Weichen für eine gemeinsame und bundesweit wahrnehmbare Branchenkommunikation gestellt werden.
- Standardsetzung: Zur Berücksichtigung gesellschaftlicher Anforderungen sollen Produktionsstandards bei gleichzeitiger Schaffung eines Mehrwertes für alle Glieder der Milchlieferkette weiterentwickelt werden.
- Lieferbeziehungen: Mit einer frühzeitigen Weitergabe von Marktsignalen an die Milcherzeuger soll eine schnellere Anpassung der Milchmenge ermöglicht werden. Ebenfalls sind von den Akteuren der Milchwirtschaft Systeme zum Risikomanagement von Preisschwankungen deutlich auszubauen. Als „Kernstück“ der Strategie nennen die Verfasser den umfangreichen Maßnahmenkatalog, der unter anderem auch das Festhalten und den Ausbau der Exportstrategie unterstreicht, wenn es dort beispielsweise heißt: Intensivierung des Exports zur Erhöhung der Wertschöpfung, Abbau von Handelshemmnissen und damit verbundenen Nachteilen, Abbau tarifärer und nicht-tarifärer Handelshemmnisse auf WTO-Ebene oder stärkere Nutzung des BMEL-Exportförderprogramms.