China rockt den deutschen Schweinepreis

Die Notierung für Schweine ist Anfang Dezember erstmals seit der BSE- Krise 2001 wieder über 2 €/kg gestiegen. Damit liegen die Einnahmen endlich seit einigen Monaten über den Ausgaben, so dass eine ordentliche Rendite erzielt werden kann. Die Ursache liegt aber nicht im einheimischen Markt. Zwar sind die Schlachtzahlen in 2019 um ca. 3,5% gefallen, aber auch der Verbrauch ist mindestens so stark gesunken. Die Impulse kommen aus dem Export nach China, seitdem dort die Schweinepest etwa 40% des gesamten Schweinebestands vernichtet hat. Da in China fast die Hälfte der Schweine weltweit gehalten werden, lässt sich erahnen, was das für Auswirkungen auf den globalen Markt hat. In China hat es zur Folge, dass der Schweinefleischpreis sich gewaltig auf etwa 5 bis 6 € verdreifacht hat und damit für viele nicht mehr bezahlbar ist. Der Rückgang des Verzehrs um mindestens 20% und ein Umsteigen auf andere Fleischarten ist die Konsequenz. Da der Konsum von Schweinefleisch für die Chinesen ein Zeichen für Wohlstand und Glück bedeutet, wird auch die kulturelle und politische Dimension deutlich. Das wichtigste chinesische Fest (Neujahrsfest am 25. Januar) ohne Schweinefleisch ist für viele undenkbar. Und die politische Führung fürchtet sich vor Unruhen. „Hongkong reicht uns schon,“ heißt es aus diplomatischen Kreisen. Deshalb hat die chinesische Führung bereits im Herbst – jenseits des Beschlusses der Zollerhöhung – mit den USA einen Deal über mehr als 100.000 t Schweinefleisch verabredet, den der US- Präsident Trump als großen Erfolg verkaufte. Hinter dem aber nichts anderes als die Sorge um eine Fleischlücke zum Neujahrsfest steht. Die Exportmengen für die Verbrauchsspitze sind inzwischen verschifft. Ab dieser Woche „normalisieren“ sich bereits die Ausfuhren. Trotzdem wird es auch in den nächsten Monaten genügend Nachfrage aus dem Reich der Mitte geben, die den europäischen Exporteuren glänzende Geschäfte versprechen. Tönnies, Vion und Danish Crown – die größten der deutschen Fleischbranche – haben bereits für 2019 kräftige Umsatzrekorde angekündigt. Erstmals haben die offiziellen Behörden in China berichtet, dass der Produktionsrückgang im Oktober zum Stehen gekommen ist. Aber die Lücke gerade auch bei den Sauen bleibt gewaltig. Ziel sei es, heißt es im Landwirtschaftsministerium recht optimistisch, Ende 2020 wieder 80% der normalen Produktionsmenge zu erreichen. (Mindestens) so lange scheint sich für die europäischen Schweinehalter das chinesische „Jahr des Schweines“ von 2019 zu verlängern. In China steht das Schwein für Wohlstand, Glück und Zufriedenheit. Für viele chinesische Kleinbauern ist es im Jahr der Pest eher ein Katastrophenjahr. Aber auch die Exportländer sollten aufpassen. Sollte die Schweinepest, die schon kurz vor der polnisch- deutschen Grenze steht, auch nach Deutschland kommen, könnte 2020 nicht nur in China das „Jahr der Ratte“ sein. (hg)
09.12.2019
Von: hg