Tierschutzpreis für „gläserne“ Landwirtschaft

Das Land Baden-Württemberg hat in diesem Jahr den Tierschutzpreis des Landes auch an zwei Projekte aus der Landwirtschaft vergeben: an die Interessengemeinschaft "IG Schlachtung mit Achtung" aus Kandern/Landkreis Lörrach und die Kirchbühl GbR in Kupferzell für ihren Schweinemaststall. Ziel der „IG Schlachtung mit Achtung“ ist es laut einer Mitteilung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, zur Schlachtung anstehenden Rindern aus jeglicher Haltungsform einen Tod ohne Angst zu ermöglichen. Den Tieren soll ein Tod mit Würde, ohne Separation von der Herde, in ihrer gewohnten Umgebung, ohne Manipulation, vor allem ohne Transportstress ermöglicht werden. Hierzu wurde mit viel technischem Aufwand eine Mobile Schlacht-Einheit (MSE) entwickelt. Der Einsatz der MSE und der Schlachtablauf sollen für den Verbraucher gläsern sein. Jede Schlachtsequenz wird per Videoaufzeichnung festgehalten, um den tierschutzgerechten Umgang mit den Tieren zu dokumentieren. Das zum Schlachten ausgewählte, vom Landwirt in einer der Fangeinheit ähnlichen Attrappe angefütterte Tier, fängt sich selbsttätig ohne jegliches Eingreifen oder Manipulation durch den Menschen in der dann aktiven Fangeinheit der MSE. Das Tier ist damit sicher am Kopf fixiert und wird anschließend direkt per Bolzenschuss betäubt. „Für die Entwicklung und Umsetzung der Schlachteinheit mit dem Ziel, hofnahe Schlachtungen für möglichst viele Rinder, unabhängig von ihrer Haltungsform zu ermöglichen, haben sich Herr Mayer und Frau Kopf mit ihrer Projektgruppe über die Jahre in herausragender Weise eingesetzt. Diese arbeits- und zeitintensive, ehrenamtliche Aufgabe hat großes Durchhaltevermögen, Kraft, Investitionen und Energie gefordert. Die MSE ist nun seit September 2018 im Einsatz und zeigt, dass es möglich ist, auf diese Weise Tiere schonend zu schlachten“, erklärt das Ministerium. Bei dem Preisträger GbR Kirchbühl handelt es sich um die Landwirte Volker Baumann, einen Zuchtsauenbetrieb mit Ferkelerzeugung, und Rudolf sowie Joachim Deitigsmann, einen Ackerbaubetrieb. Sie haben sich laut Ministerium 2015 gemeinsam einen Maststall für 1.482 Mastschweine gebaut, der sowohl Auslauf für die Schweine als auch einen Besucherraum integriert hat. Die Betriebsgemeinschaft baut das Futter für die Mastschweine selber an und mästet die erzeugten Ferkel aus. Die Mastschweine werden regional über den Lebensmitteleinzelhandel vermarktet. Den Tieren steht ein Platzangebot von 40 Pozent über den rechtlichen Mindestvorgaben zur Verfügung. Die Stallbuchten sind in einen Liege-, Aktivitäts-, und Kotbereich strukturiert. Der Liege- und Fressbereich ist mit einem planbefestigten, beheizbaren Boden ausgestattet. Hier wird den Schweinen täglich frisches Stroh angeboten. Im Auslauf können die Schweine mit dem Außenklima in Kontakt kommen. „Mehrere ideenreiche, auch selbst erdachte Beschäftigungselemente, runden insgesamt das innovative, tiergerechte Stallkonzept an. Mitten im Stall befindet sich statt einer Mastbucht ein Besucherraum, der rundum verglast ist, so dass die Besucher - Verbraucher, Schulklassen, Familien, etc. - einen umfassenden Einblick in den gesamten Stall erhalten. Den Besuchern werden hier die moderne Landwirtschaft und insbesondere eine tiergerechte Mastschweinehaltung im Alltag gezeigt“, heißt es aus dem Ministerium.
18.11.2019
Von: FebL/PM

Die Mobile-Schlacht-Einheit der "IG Schlachtung mit Achtung". Foto: SMA