Der Trend: Lokale Lebensmittel-Kreisläufe

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat sich auf die Suche nach den wichtigsten Trends in der Ernährungsbranche bis zum Jahr 2035 gemacht und als einen der bedeutendsten „Lokale Lebensmittel-Kreisläufe“ ermittelt. Dieser Trend hat nach Ansicht des Fraunhofer-Instituts „das Potenzial, ganze Ernährungssysteme zu verändern“. Der Direktverkauf von Landwirten an Kundinnen und Kunden habe zu verschiedensten Innovationen wie z.B. Abonnements für Essenskisten mit saisonalen Produkten oder von Bauernhöfen betriebene Online-Shops geführt. Diese Innovationen haben nach Ansicht des ISI etliche Vorteile, darunter die Frische der Produkte, weniger Verpackungsmüll oder geringere Umweltschäden durch den entfallenden Lebensmitteltransport. Aus Klima- oder saisonalen Gründen könne es aber vorkommen, dass Verbraucher der Zugang zu manchen Lebensmitteln verwahrt bleibe. Dennoch könnten die lokalen Lebensmittelkreise dazu beitragen, die Nahrungsmittelproduktion bis 2035 von zentralen Strukturen auf dezentrale und teilweise autonome Ernährungssysteme umzustellen. Ferner gingen die Forscher der Frage nach, wie sich der Ressourcenverbrauch im globalen Ernährungssystem reduzieren lässt. Der Trend zur Verringerung von »Lebensmittelabfällen und Verschwendung« werde dabei sicherlich eine wichtige Rolle spielen. Die hohe Menge an Lebensmittelabfällen in den Industrieländern, die sich laut ISI auf rund ein Drittel der jährlichen globalen Nahrungsmittelproduktion bzw. auf etwa 1,3 Milliarden Tonnen beläuft, zeige die Ineffizienz des globalen Ernährungssystems auf. Das in vielen Teilen der Welt durch erschwerten Lebensmittelzugang verursachte Leid von Menschen und eine rasch wachsende Weltbevölkerung machen es laut ISI unerlässlich, die Verschwendung von Lebensmitteln einzudämmen. Das wachsende öffentliche Bewusstsein für dieses Thema könnte den gesellschaftlichen Druck und die staatlichen Vorschriften hierbei erhöhen und die Produktions- und Logistikprozesse verbessern. Niedrigere Kaufpreise könnten eine direkte Folge dieser Entwicklungen sein, die auf flexiblere Lebensmittelpreise und Rabatte für Lebensmittel nahe dem Verfallsdatum zurückzuführen sind. Die Ergebnisse des Fraunhofer-Instituts sind Teil des EU-Horizon 2020-Projekts FOX (Food processing in a Box), in dem 25 europäische Partner zusammenarbeiten, „um aufwendige großindustrielle Anwendungen zur Verarbeitung von Obst und Gemüse in kleine, flexible und mobile lokale Produktionseinheiten zu überführen“. Diese innovativen Technologien sind ressourceneffizienter und berücksichtigen laut ISI in stärkerem Maße die saisonale Verfügbarkeit von Produkten und die Konsumentennachfrage. Zudem spielen im Projekt auch die Erwartungen von Landwirten und kleinen Lebensmittelunternehmen sowie die Bedürfnisse der gesamten Nahrungsmittelkette und der Verbraucher eine wichtige Rolle, die laut ISI aktiv in das Projekt einfließen.
14.11.2019