Neues Siegel signalisiert kuhgebundene Kälberaufzucht

Seit dem 1. Oktober gibt es ein neues Siegel im Handel: Es steht für die kuhgebundene Kälberaufzucht. Das Gemeinschaftsprojekt der Erzeugergemeinschaft „Demeter HeuMilch Bauern“ und des Nutztierschutzvereins PROVIEH ist so nach Angaben der Initiatoren bisher einzigartig in Deutschland und kann die Zukunft der Kälberaufzucht nachhaltig zum Positiven verändern. „Gerade in der Milchwirtschaft sind die Kälber oft die Leidtragenden des Haltungssystems. Die Trennung und gesonderte Aufzucht fernab der Mutterkuh passt nicht in die Natur dieser sozialen Tiere, die tiefe Freundschaften zueinander eingehen können,“ sagt Stefanie Pöpken, Fachreferentin bei PROVIEH e.V.. „Deshalb ist die kuhgebundene Kälberaufzucht bei der Mutter oder Amme als besonders tiergerecht anzusehen. Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit den Demeter HeuMilch Bauern Kriterien für die kuhgebundene Kälberaufzucht definieren und einen echten Mehrwert im Bereich Tierwohl schaffen können.“ Bei der kuhgebundenen Kälberaufzucht nach den Mutter-Amme-Kalb (MAK)-Kriterien, verbleiben Mutter und Kalb nach der Geburt über die übliche Zeit hinaus zusammen. Ziel ist die kuhgebundene Aufzucht über die gesamte Tränkezeit der Kälber aufrecht zu erhalten, also bis zu 4-5 Monate. Um den Betrieben einen Einstieg in diese Form der Aufzucht zu erleichtern und eine gewisse Flexibilität, vor allem in den Wintermonaten, zu ermöglichen, ist der Mindestzeitraum von vier Wochen vorgeschrieben. Danach ist die Tränke der Kälber am Eimer eine Möglichkeit der Aufzucht. Die Kriterien müssen auf alle dem Betrieb angehörigen Tiere, weibliche wie männliche, angewendet werden. Die männlichen Kälber verbleiben auf den Höfen und werden später vermarktet. Langstreckentransporte lebender Tiere können somit verhindert werden. Die Demeter HeuMilch Bauern erhalten durch den Verkauf der Milch einen angemessenen Preis und garantieren dadurch die Einhaltung der Richtlinien und die hochwertige Aufzucht der Kälber. PROVIEH hat alle Höfe der Erzeugergemeinschaft besucht und bestätigt die Einhaltung der Kriterien.
„Wir sehen die mutter- und ammengebundene Kälberaufzucht als besonders wesensgemäße Art der Haltung an, denn sie kommt den Bedürfnissen der Kälber und ihren Müttern besonders entgegen. Der Sozialkontakt, das Belecken, die Körperpflege durch ihre Mütter und Ammen und das Saugen am Euter tun den Kälbern gut“, erklärt Rolf Holzapfel, Demeter Bauer und geschäftsführender Vorstand der Demeter HeuMilch Bauern. Zur Erzeugergemeinschaft erklären die Initiatoren des Siegels: Der Demeter MilchBauern Süd w.V. hat sich im Juli 2013 gegründet und hat mittlerweile 31 Mitglieder aus den Regionen Allgäu, Bodenseekreis, Linzgau und Oberschwaben. Alle Betriebe sind sowohl Demeter- als auch Heumilch(gtS)-zertifiziert. Unter der Marke „Demeter HeuMilch Bauern“ erfassen sie die eigene Demeter-Heumilch und vertreiben sie an viele kleine und größere Molkereien in Süddeutschland. Sie arbeiten mit Käsereien und dem Handel auf Augenhöhe zusammen und entwickeln gemeinsam neue Produkte. Seit drei Jahren füllt die Erzeugergemeinschaft eigene Trinkmilch und Jogurt ab.
13.10.2019
Von: FebL/PM

Foto: PROVIEH