Wiesenschutz in Deutschland unzureichend

Die Europäische Kommission hat Deutschland aufgefordert, den Schutz von blütenreichen Wiesen zu verstärken, um die Verpflichtungen gemäß der Habitat-Richtlinie zu erfüllen ( Richtlinie 92/43/EWG des Rates ). Die Richtlinie ist für die Kommission eines der wichtigsten Instrumente der EU zum Schutz der biologischen Vielfalt. In dem jetzt erfolgten ersten Schritt eines Vertragsverletzungsverfahrens macht die Kommission deutlich, dass Deutschland seiner Verpflichtung, die Verschlechterung zweier Lebensraumtypen zu verhindern, nicht nachkommt. Dies betrifft insbesondere magere Mähwiesen und Berg-Mähwiesen. Diese Lebensraumtypen hätten sich in den letzten Jahren, vor allem aufgrund von „nicht nachhaltigen Agrarpraktiken“, an verschiedenen Standorten erheblich verkleinert oder seien gänzlich verschwunden. Zudem habe es Deutschland versäumt, den Erhaltungszustand dieser Lebensraumtypen zu überwachen und eine angemessene rechtliche Garantie zu ihrem Schutz bereitzustellen. Die Kommission hat daher beschlossen, ein Aufforderungsschreiben an Deutschland zu übermitteln, das nun zwei Monate Zeit hat, um auf die Bedenken der Kommission zu reagieren. Andernfalls kann die Kommission. Mit dem eingeleiteten Verfahren zu Wiesen und Weiden bestätigt die EU nach Ansicht des Naturschutzbund Deutschland (NABU) eine Beschwerde, die der NABU bereits 2014 in Brüssel eingereicht hat. Vor allem die artenreichen Teile des so genannten Grünlands „verschwinden hierzulande in rasantem Tempo“, teilt der NABU mit. 80 Prozent der Lebensräume auf Wiesen und Weiden seien in Gefahr, 35 Prozent sogar von vollständiger Vernichtung bedroht. Die Folge: Das Insektensterben werde massiv angeheizt. „Lebendige Wiesen und Weiden sind für unsere Artenvielfalt so wichtig wie die Regenwälder Südamerikas. Doch Deutschland hat es jahrzehntelang zugelassen, dass wertvolle Wiesen verschwanden und heute nur noch Graswüsten sind. Damit wurde das Rückgrat unserer Artenvielfalt systematisch zerstört“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Wiesen und Weiden machen laut NABU fast 14 Prozent der deutschen Landesfläche aus. Mehr als zehn Prozent von ihnen seien europarechtlich geschützt. Als Kohlenstoffspeicher sind sie im Kampf gegen die Klimakrise unerlässlich, hier leben zudem 40 Prozent aller in Deutschland auf der Roten Liste stehenden Arten. „Bund und Länder müssen jetzt dringend handeln, um artenreiche Wiesen und Weiden besser zu schützen“, so Miller. Notwendig sind dazu spezielle Förderprogramme für Landwirte, die blühende Wiesen und Weiden pflegen wollen. Solche Programme existieren zwar bereits, sind aber meist mit zu wenig Geld ausgestattet. „Und in Naturschutzgebieten muss gelten: kein Gift, weniger Dünger und weniger Tiere pro Fläche. Andernfalls wird der Begriff Naturschutzgebiet ad absurdum geführt“, so Miller.
26.07.2019
Von: FebL/PM

Nicht nur blütenreiche Magerwiesen werden nach Ansicht der EU-Kommission und des NABU in Deutschland zu wenig geschützt. Foto: NABU/Helge May