Minister sieht Betriebsgröße als Problem für Tierschutz-Kontrollsystem

Die Bilder massiver Verstöße gegen den Tierschutz im größten Milchviehbetrieb Bayerns haben zu zahlreichen Reaktionen geführt. Gegen den Betrieb ermittelt die Staatsanwaltschaft, eine Käserei kündigt an, ihre Lieferbeziehungen zum betroffenen Betrieb mit sofortiger Wirkung einzustellen, Politiker zeigen sich „geschockt“. Auf der Suche nach den Ursachen der Missstände wird auch deutliche Kritik an der mangelhaften staatlichen Kontrolle geübt. Für den bayerischen Staatsminister für Umwelt und Verbrauchschutz Thorsten Glauber (Freie Wähler) spielt dabei auch die Betriebsgröße eine entscheidende Rolle. „Betriebe dieser Größenordnung brauchen angepasste Kontrollstrukturen. Wir brauchen eine neue Qualität bei Tierschutzkontrollen. Wir müssen mit bestmöglichem Spezialwissen und Personalausstattung in die Kontrollen gehen. Hier handelt es sich nicht mehr um Landwirtschaft, hier geht es um eine industrielle Produktionsform. Da müssen auch bei der Kontrolle industrielle Maßstäbe angelegt werden. Verstöße gegen den Tierschutz sind nicht hinnehmbar. Das ist auch im Sinne aller unserer hart arbeitenden kleinen landwirtschaftlichen Betriebe, die die Verantwortung für ihre Tiere sehr ernst nehmen. Ich lasse deshalb gerade von unseren Experten ein Paket ausarbeiten, wie wir mit derartigen Betrieben in Zukunft umgehen. Dazu werde ich begleitende Gespräche mit allen Beteiligten führen. Ich will eine gute und schnelle Lösung“, heißt es in einem Schreiben, aus dem im Politmagazin fakt der ARD zitiert wird. Veränderungen im Bereich der Kontrolle befürwortet mit Blick auf die Äußerungen ihres Amtskollegen auch die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU), will zunächst jedoch abwarten, was eine Evaluation der Tätigkeit der Anfang 2018 eingerichteten Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen bringt. Grundsätzlich ist für sie beim Tierwohl aber nicht die Größe eines Betriebes entscheidend sondern der Faktor Mensch. „Es hängt immer davon ab, wie ein Betriebsleiter mit seinen Mitarbeitern dieses Herdenmanagement führt“, so die Ministerin in der BR-Sendung "jetzt red i", in der sie mit Blick auf die Zukunft auch sagt: „Wir müssen hin zur flächengebundenen Tierhaltung“.
27.07.2019
Von: FebL

Zitat des bayerischen Staatsministers für Umwelt und Verbraucherschutz Thorsten Glauber, Freie Wähler, in der BR-Sendung "jetzt red i". Bildquelle: BR Mediathek