Kammer und BDM-Milchbauern treten PRO WEIDELAND bei

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKS), die schleswig-holsteinischen Milchbauern und -bäuerinnen des Bundesverbands Deutscher Milchbauern (BDM) und die Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz sind mit der Unterzeichnung der Weidecharta der mittlerweile über 30 Organisationen umfassenden Gemeinschaft PRO WEIDELAND beigetreten. Dabei betonten LKS und BDM, dass der gegenüber Stallhaltung höhere Aufwand für die Weidehaltung preislich ausgeglichen werden muss. Das Label PRO WEIDELAND ist ein Zusammenschluss verschiedener gesellschaftlicher Organisationen, das die gemeinsame Verantwortung der gesamten Branche bei der Aufrechterhaltung der Weidehaltung von Milchkühen als wichtigen Bestandteil der norddeutschen Milcherzeugung in den Mittelpunkt stellt und durch die Politik unterstützt wird. „In unserem Flächenland ist dies besonders in Grünlandregionen wie der Wilstermarsch von hoher Bedeutung, da die dort ansässigen Milchviehbetriebe traditionell intensiv Weidehaltung betreiben“, erklärt Kirsten Wosnitza, Sprecherin des BDM Landesteams Schleswig-Holstein. „Für den Erhalt dieser typischen Weideregionen braucht es ein hohes Engagement, damit dies auch zukünftig noch möglich ist.“ Denn obwohl weidende Kühe dem Wunsch vieler Verbraucher entsprechen und die Haltungsform einen großen Beitrag für Tourismus und Naturschutz – und hier besonders dem Wiesenvogelschutz - leistet, ist sie finanziell oftmals schlechter gestellt als die Stallhaltung. Um ein nachhaltiges, auskömmliches Wirtschaften auf diesen Betrieben zu ermöglichen, muss deshalb nach Ansicht des BDM für eine Leistung, die von Verbrauchern und der Gesellschaft gewollt ist, ein Mehrwert erzielt werden. „Deshalb müssen wir alle an einem Strang ziehen“, lautet die Aufforderung von Heiko Strüven, Milchviehhalter aus der Wilstermarsch. Damit es gelingt, traditionelle, vielseitige Kulturlandschaften im Norden lebendig zu erhalten, müssen die Molkereien auch in Schleswig-Holstein bereit sein, mit ihren Milchbauern Weidemilchprogramme zu entwickeln. Der Handel muss bereit sein, die zusätzliche Wertschöpfung für die Weidemilchprodukte an die Milcherzeuger weiterzugeben und die Landesregierungen müssen passende Förderprogramme für die Grünlandregionen installieren. „Wir haben entlang der norddeutschen Küste typische Standorte mit einem hohen Anteil natürlichen Graslands, das mit grasenden Kühen das charakteristische Landschaftsbild Schleswig-Holsteins prägt. Diese Standorte lassen meist andere Alternativen der Bewirtschaftung nicht zu, sind wichtig für Klimaschutz und Artenvielfalt und Grundlage für ein qualitativ hochwertiges Produkt. Was liegt da näher, als das Potenzial der Weidehaltung zu von allen Seiten zu fördern? Gemeinsames Ziel der Weidecharta muss daher immer auch eine höhere Wertschöpfung für die Milchviehhalter sein, um der Weidehaltung eine Zukunft geben zu können“, so Wosnitza weiter. Das sieht auch die Landwirtschaftskammer so, die im zweiten Jahr ermittelt, unter welchen Bedingungen die Weidehaltung erfolgreich sein kann. Eines muss klar sein, so der Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer Peter Levsen Johannsen, bei der Unterschrift der Weidecharta Anfang Juni: „Die Wirtschaftlichkeit ist die Basis für die Betriebe. Für unsere Landwirte ist das Halten von Milchkühen auf der Weide mit Mehrarbeit und höheren Kosten verbunden. Denn die Milch gebenden Kühe müssen zweimal am Tag zum Melken in den Stall geholt werden – das kostet Zeit. Die Weide darf auch nicht allzu weit vom Stall entfernt sein, sodass die Tiere auf kurzen Wegen in den Stall kommen können. Insbesondere bei hochleistenden Herden kann es außerdem sein, dass die Milchleistung durch die Weidehaltung etwas sinkt. Dadurch verringern sich die Einnahmen. Im Sommer ganz auf einen Stall und Stallfütterung zu verzichten, ist unter den hiesigen Bedingungen praktisch keine Option.“ Zu den PRO-Weideland-Mitgliedern zählen auch die Molkereien FrieslandCampina und Ammerland. Bei Friesland/Campina, die jetzt seit 7 Jahren Weidehaltung fördern, gibt es aktuell inklusive des Bonus für gentechnikfreie Fütterung 2,5 Cent mehr pro Liter Milch, dadurch konnte eine Trendumkehr vom Stall zur Weide erreicht werden. Es sind dort heute wieder mehr Kühe auf der Weide (ca.80 %) als zu Beginn des Programms. Bei der Molkerei Ammerland gibt es zur Zeit 1 Cent mehr, allerdings ebenfalls inkl. Vergütung der gentechnikfreien Fütterung. „Das muss möglichst schnell mehr werden“, erklärt Ottmar Ilchmann, Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Niedersachsen, Milchbauer und Gründungsmitglied von PRO WEIDELAND. Er sieht die Weidehaltung durch den Beitritt von LKS und BDM-Landesteam gestärkt. „Jeder neue Beitritt zur Weidecharta stärkt die Gemeinschaft, die sich für den Erhalt von Weidehaltung und Grünland einsetzt. Landwirtschaftskammer und BDM Schleswig-Holstein betonen zu Recht die Notwendigkeit, den Mehraufwand der Weidehaltung zu vergüten. Nur mit einem deutlichen Mehrerlös können die Bäuerinnen und Bauern auch in Zukunft die hohen gesellschaftlichen Leistungen erbringen, die mit dieser Haltungsform verbunden sind“, so Ilchmann.
11.06.2019
Von: FebL/PM

Als Vertreterin des BDM-Landesteams Schleswig-Holsteins zeichnete Sprecherin Kirsten Wosnitza die Charta im Beisein von Kollege Heiko Strüven, Grünlandzentrum-Geschäftsführer Dr. Arno Krause und MELUND Milchreferent Frank Koschinski. Foto: Grünlandzentrum