Bioenergie aus Anbaubiomasse unverträglich mit Naturschutz

„Der Ausbau erneuerbarer Energien ist zum Erreichen der Klimaschutzziele zwingend erforderlich und muss auch Arten und Lebensräume vor den Folgen des Klimawandels schützen. Die Energiewende muss natur- und umweltverträglich erfolgen. Eine wichtige Rolle spielen dabei ein effizienter Umgang mit der Fläche und die Berücksichtigung der jeweiligen landschaftlichen Gegebenheiten“, sagt Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) anlässlich der Vorstellung des Erneuerbare Energien Reports des BfN. Der Report zeigt eine Vielzahl von Möglichkeiten auf, den tiefgreifenden Umbruch der Energieversorgung in Einklang mit dem Naturschutz zu gestalten. Im Fokus stehen dabei die Aspekte „Fläche“ und „Landschaft“. Denn die hohe Anzahl und die weite räumliche Verbreitung von Anlagen erneuerbarer Energien tragen nach Ansicht des BfN zum Wandel von Landnutzung und Landschaftsbild bei und bergen außerdem Risiken für bestimmte Arten und ihre Lebensräume. Aktuell sei beispielsweise zu beobachten, dass für die erneuerbaren Energien zunehmend naturnahe Flächen wie beispielsweise Wälder oder extensiv genutztes Grünland in Anspruch genommen werden. „Doch ein naturverträglicher EE-Ausbau kann gelingen – das macht unser Energiereport deutlich“, betont Prof. Jessel. „So ist und bleibt es für den Naturschutz wie auch überhaupt für das Gelingen der Energiewende weiterhin zentral, vorrangig Energieeinsparungen und Effizienzmaßnahmen voranzutreiben und damit den Energiebedarf an sich zu begrenzen.“ Von besonderer Bedeutung ist weiterhin ein sparsamer Umgang mit der begrenzten und begehrten Ressource Fläche: „Wir sollten im ländlichen Raum den Fokus auf flächeneffiziente Technologien sowie eine sorgfältige Standortwahl legen und gleichzeitig stärker als bisher bestehende Dachflächen vor allem in den großen Ballungsräumen für Solar-Anlagen nutzen“, so die BfN-Präsidentin. „Ein vermehrter verbrauchsnaher Ausbau kann so zum Schutz der freien Landschaft‘ beitragen. Bioenergie aus Anbaubiomasse ist laut dem Report keine Option. „Für Bioenergie aus Anbau­biomasse, insbesondere Biogas, ergeben sich daher keine ausbaufähigen naturverträglichen Handlungs­optionen. Die Ursachen liegen in der hohen Flächen­beanspruchung und Konkurrenzen aus dem Bereich der stofflichen Nutzung begründet. Synergien zum Naturschutz wie die Verwertung von Landschafts­pflegematerial sind in einer gewissen Größenord­nung möglich. Auch Energieholz kann im aktuellen Umfang weiter genutzt werden, vorzugsweise nach einer stofflichen Kaskadennutzung“, heißt es in dem Report. Und an anderer Stelle ist zu lesen: „Biomasse aus nachwachsenden Rohstoffen hat, insbesondere vor dem Hintergrund anderer Nutzungskonkurrenzen, für die reine Stromerzeugung kein weiteres Ausbaupotenzial. Vielmehr liegt hier der Fokus auf einer Weiterentwicklung der bestehenden Bioenergieanlagen unter der Maßgabe ‚Klasse statt Masse‘. Zukunftsfähige Konzepte sind eher dar­auf ausgerichtet, Leistungen zu erbringen, die mittel- bis langfristig nicht über effizientere Wege klimaneutral mög­lich sind (z. B. Biomethan für Hochtemperatur-Prozesse). Eine Erschließung kostengünstiger Reststoffe und Abfälle im Gegensatz zur umfangreichen Nutzung von Anbaubiomasse ist dabei vorzuziehen. In vielen Fällen wäre daher eine ex­tensivere Betriebsweise wünschenswert (Flexibilisierung un­ter Reduktion der Bemessungsleistung)“. Außerdem sollen in den Planungs- und Genehmigungsverfahren zur Energiewende landschaftliche Qualitäten und damit das Schutzgut Landschaft stärkere Berücksichtigung finden. Dies ist auch für die Akzeptanz der Energiewende von zunehmender Bedeutung.“
15.02.2019
Von: FebL/PM