"Wir haben dieses niedrige Milchpreisniveau satt!"

Insbesondere mit Blick auf den Dürresommer 2018 fordert die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) faire Milchpreise und kritisiert das Verhalten von Bauerverband und Handel. Mit den ersten Veröffentlichungen und Werbekampagnen rund um die Milch lassen sich erste, für die Milchbauern erschreckend niedrige Vorstellungen eines Milchpreisniveaus für 2019 erahnen, teilt die AbL mit. Dabei habe man schon im letzten Herbst dazu aufgefordert, wegen der katastrophalen Futterernte und den damit drastisch gestiegenen Kosten mehr für die Milch zu bezahlen. Es brauche endlich ein klares Signal für einen Milchpreis, wie er von der Milcherzeugergemeinschaft MEG Milchboard im Milchmarkerindex mit über 40 Cent je Liter berechnet ist. „Nach zwei Jahren Milchkrise und der Dürre 2018 benötigen wir Milcherzeuger dringend Gewinne“, erklärt Lucia Heigl, stellvertretende AbL-Bundesvorsitzende und Milchbäuerin in der Oberpfalz. Die vom Deutschen Bauernverband (DBV) jetzt genannte Preiserwartung an die Molkereien von 33 Cent je Liter bedeute dagegen, dass der Ruin vieler weiterer Milchviehbetriebe in Kauf genommen werde. „Wer damit insbesondere den Genossenschaftsmolkereien einen Freibrief für Tiefstpreise ausstellt, hat die anschließend geschlossenen Hoftore der Milchbauern mit einkalkuliert“, sagt der Milchbauer Otmar Ilchmann, AbL-Landesvorsitzender in Niedersachsen. „Mit dieser Aussage hat der DBV die möglichen Preise für das neue Jahr schon kleingeredet“, ergänzt Ilchmann. Dabei habe das Institut für Ernährungswirtschaft (ife) für das Frühjahr 2019 bereits sinkende Milchmengen von 1% und mehr als Spätfolgen der letztjährigen Dürre prognostiziert. „Dies muss sich doch mit den dürrebedingt hohen Futterkosten im Milchpreis widerspiegeln“, fordert Lucia Heigl. Daher ruft die AbL gerade die Milchbäuerinnen und Milchbauern zur Teilnahme an der Demonstration 'Wir haben es satt' am 19. Januar in Berlin auf, um ein klares Zeichen gegen die Niedrigpreispolitik zu setzten, die die bäuerliche Landwirtschaft in den Ruin treibe. „Auch dem Handel scheint ein ausreichend hohes Preisniveau völlig egal zu sein“, erklärt Bernd Schmitz, Biomilchbauer und Landesvorsitzender der AbL in Nordrhein-Westfalen. Die Werbung des Discounters Lidl auf Großplakaten für hochwertige Biomilch für unter 1 €/l bezeichnet Schmitz als unverschämt. „Tierwohl, höchste Futterqualitäten und der Schutz der Umwelt bei der Biomilcherzeugung erfahren hier nur Missachtung“, ist Schmitz empört. „Ich habe es satt, dass mit den Kühen auf der Weide geworben wird, aber die Konsequenzen nach verdörrten Weiden und notwendigen Futterzukäufen bei einigen Marktpartnern völlig ignoriert werden. Mit höheren Preisen zu werben, damit die Biomilchbauern ihre Qualitäten und das Wohl der Tiere auch honoriert bekommen, wäre der richtige Weg für Wertschätzung von hochwertigen Lebensmitteln.“ In einer Pressemitteilung mit Marktdaten zum Jahreswechsel 2018/2019 hatte der DBV geschrieben: „Der Milchpreis liegt zum Jahreswechsel bei ca. 35 Ct/kg. Das liegt unter dem Vorjahresniveau (38,5 Ct/kg), aber über dem langjährigen Mittel (ca. 32 bis 33 Ct/kg). Für die ersten Monate des Jahres 2019 ist jedoch mit einem Rückgang der Erzeugerpreise zu rechnen. Im Moment können sich Milchbauern und Molkereien für das Gesamtjahr 2019 über Warenterminkontrakte einen Erzeugerpreis in Höhe von ca. 33 Ct/kg absichern. Das ist die Marke, an der wir unsere Molkereien messen werden.“