Bayer korrigiert die eigenen „Fakten“

„Mehr als 800 Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Glyphosat nicht krebserregend ist“. Mit dieser Aussage, die sich ähnlich formuliert in Berichten und Pressemitteilungen des Bayer-Konzerns findet und so auf der von Bayer betriebenen online-Plattform „hier-sind-die-fakten“ zu lesen war, hat der Konzern über Monate und Jahre versucht, die Öffentlichkeit, Gerichte und Genehmigungsbehörden davon zu überzeugen, dass kein Zusammenhang zwischen Glyphosat und Krebs besteht. Die Tageszeitung taz hat sich auf die Suche nach den 800 Studien gemacht und Erstaunliches zutage gefördert: In Wirklichkeit gehen nur rund 50 Analysen überhaupt auf diese Frage zum Zusammenhang von Glyphosat und Krebs ein. Und noch weniger zeigen, dass der Verdacht gegen das Unkrautvernichtungsmittel unbegründet ist. „Der Chemiekonzern trickst mit falschen Zahlen“, heißt es in der taz. Andere sprechen von Täuschung, gezielten Falschaussagen und bewusster Irreführung. Angesichts der von der taz recherchierten Fakten hat der Bayer-Konzern seine "Fakten" jetzt korrigiert. Im „Zwischenbericht 3. Quartal 2018“ heißt es nun: „Mehr als 800 wissenschaftliche Studien sowie Aufsichtsbehörden weltweit haben bestätigt, dass Glyphosat sicher ist, wenn es entsprechend den Anwendungshinweisen verwendet wird“. Und auf der online-Plattform ist nun zu lesen: „Mehr als 800 Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Glyphosat sicher angewandt werden kann“. Laut Zwischenbericht wurden Monsanto in den USA bis zum 30. Oktober 2018 Klagen von etwa 9.300 Klägern zugestellt und mit weiteren Klagen sei zu rechnen. Doch trotz der geänderten Fakten-Lage geht der Konzern weiterhin davon aus „gute Argumente zur Verteidigung gegen die erhobenen Ansprüche zu haben“ und beabsichtigt, sich „in allen diesen Verfahren entschieden zur Wehr zu setzen“. Unterdessen ist in den USA ein weiterer Prozess zum Zusammenhang von Glyphosat-Einsatz und der Entstehung von Krebs angesetzt worden. Das Verfahren soll am 18. März 2019 beginnen. Der Kläger ist ein Paar, das das glyphosathaltige Herbizid Roundup regelmäßig von 1975 bis 2011 eingesetzt hatte. Bei beiden lautet die Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Vor diesem Hintergrund setzt die Aktie des Bayer-Konzerns ihren „Kurssturz“ fort, melden Analysten.
18.11.2018
Von: FebL

"Eines der bekanntesten Markenzeichen der Welt wird auf Hochglanz poliert" schreibt Bayer zu diesem Foto. Foto: Bayer AG