Antibiotikaresistente Keime auf Frischeprodukten nachgewiesen

Eine Wissenschaftliche Studie des Julius Kühn-Instituts (JKI) hat antibiotikaresistente Bakterien mit mehreren übertragbaren Resistenzgenen auf Frischeprodukten nachgewiesen und konzentriert sich bei den Untersuchungen auf den Teil der Escherichia coli-Bakterien, die gegen den Wirkstoff Tetrazyklin, der in der Tierhaltung eingesetzt wird, resistent sind. Das teilt das JKI in einer gemeinsamen Presseinformation mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mit. Salate sind beliebte Lebensmittel, um sich ausgewogen und gesund zu ernähren, heißt es da. Für den Konsum werden sie oft bereits fertig geschnitten und in Folie verpackt zum Kauf angeboten. Von solchen Frischeprodukten ist bekannt, dass sie mit Hygiene-relevanten Keimen kontaminiert sein können. Dass darunter auch Keime sind, die Resistenzen gegen Antibiotika tragen, hat eine Arbeitsgruppe unter Federführung von Prof. Dr. Kornelia Smalla vom Julius Kühn-Institut (JKI) nachgewiesen. „Diesem Befund müssen wir auf den Grund gehen“, sagte Dr. Georg Backhaus, Präsident des Julius Kühn-Instituts. Bekannt sei, dass antibiotikaresistente Bakterien in Gülle, Klärschlamm, Boden und Gewässern vorkommen. „Dieser besorgniserregende Nachweis auf Pflanzen reiht sich in ähnliche Befunde bei anderen Lebensmitteln ein“, ergänzt Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). „Was dies für das gesundheitliche Risiko von Verbraucherinnen und Verbrauchern bedeutet, wird jetzt vordringlich bewertet.“ Für die Untersuchungen erwarb die Arbeitsgruppe von Professor Smalla in deutschen Supermärkten Mix-Salate, Rucola und die Gewürzpflanze Koriander. Die Proben wurden anschließend untersucht, um die Gesamtheit der übertragbaren Antibiotika-Resistenzgene (die Forscher sprechen vom übertragbaren Resistom) in Escherichia coli, einem meist harmlosen Darmbakterium, auf diesen Lebensmitteln zu ermitteln. Die Expertinnen und Experten konzentrierten sich bei den Untersuchungen auf den Teil der Escherichia coli-Bakterien, die gegen den Wirkstoff Tetrazyklin resistent sind. Denn Tetrazyklinantibiotika werden in der Tierhaltung eingesetzt, wo sie etwa im Darm der Nutztiere die Entwicklung und Vermehrung resistenter Keime fördern können. Diese Keime, aber auch ein Teil der Antibiotika werden ausgeschieden und kommen dann über organische Dünger wie Gülle auf die Felder. Smallas Fazit: „Die Ergebnisse aus den umfangreichen Untersuchungen zeigen eindeutig, dass eine beachtliche Vielfalt von übertragbaren Plasmiden, das sind außerhalb der Chromosomen vorkommende Erbträger in Bakterien, mit Resistenzgenen in den E. coli aus Frischeprodukten gefunden wurde. Diese tragen Resistenzen gegen jeweils mehrere Antibiotikaklassen. E. coli-Bakterien mit diesen Eigenschaften waren auf allen drei geprüften Lebensmitteln zu finden.“ Kommen solche an sich harmlosen Bakterien auf pflanzlichen Lebensmitteln vor, können sie bei deren Rohverzehr in den menschlichen Darm gelangen. Einmal aufgenommen, können laut JKI die Bakterien ihre Plasmide im Darm an dort vielleicht vorkommende krankmachende Bakterien weitergeben. Man bezeichnet das als horizontalen Gentransfer. In der Natur versetzt der horizontale Gentransfer Bakterien in die Lage, sich schnell an wechselnde Umweltbedingungenanzupassen. Wird ein Patient mit Antibiotika behandelt, haben Bakterien, die solche übertragbaren Resistenzgene in ihr Erbgut aufgenommen haben, einen Vorteil und vermehren sich stärker als ihre nicht so ausgestatteten Konkurrenten. Wie häufig es angesichts der geringen Belastung mit E. coli auf Salat zu einer Übertragung von Resistenzen im menschlichen Darm kommt, ist laut JKI bisher nicht bekannt. Wenig bekannt sei auch, ob und in welchem Umfang es zu Erkrankungen durch so entstandene resistente Bakterien kommt. Die Empfehlung des BfR: Immer gründliches Waschen der Frischeprodukte, Risikogruppen sollten vorsichtshalber auf den Verzehr von vorgeschnittenen und verpackten Salaten verzichten und in Einzelfällen sollten besonders immungeschwächte Personen die Produkte vor dem Verzehr mindestens für zwei Minuten auf 70°C erhitzen. Die Ergebnisse der Studie sind kürzlich unter dem Titel „The Transferable Resistome of Produce“ in der Fachzeitschrift mBio erschienen.