Die Folgen von KTG-Agrar-Pleite und Dürre

In Hamburg beginnt die juristische Aufarbeitung der KTG-Agrar-Pleite, während die Dürre den Profiteuren der Pleite, wie der Industriellenfamilie Zech, und Akteuren der Pleite, wie Ex-KTG-Chef Hofreiter in die Karten spielen könnte. Gut zwei Jahre nachdem der KTG Agrar-Konzern in die Insolvenz ging, beginnt nach Informationen der Wirtschaftswoche am kommenden Donnerstag (30. August) vor dem Landgericht Hamburg der Zivilprozess gegen den früheren KTG-Agrar-Chef Siegfried Hofreiter sowie sieben weitere Vorstände und Aufsichtsräte. Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus fordert von ihnen laut Wirtschaftswoche insgesamt 189 Millionen Euro. Er wirft den Managern vor, die Insolvenz mehr als ein Jahr lang verschleppt und die tatsächliche Lage des Unternehmens verschleiert zu haben. Dadurch seien die Gläubiger massiv geschädigt worden. Bei der Hamburger Staatsanwaltschaft laufen laut einem Bericht der FAZ auch strafrechtliche Untersuchungen wegen des Vorwurfs der Insolvenzverschleppung gegen ehemalige Manager der KTG Agrar. In diesem Zusammenhang hatten Ermittler am 25. April Wohnungen und Geschäftsräume von ehemaligen Vorständen durchsuchen lassen. Unter den 13 Beschuldigten war auch ein ehemaliges Aufsichtsratsmitglied. KTG Agrar hatte laut FAZ 800 Mitarbeiter und mehr als 46 000 Hektar bewirtschafteter Fläche vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Das börsennotierte Unternehmen hatte Anfang Juli 2016 einen Insolvenzantrag gestellt. Im Oktober desselben Jahres beschlossen die Gläubiger, KTG Agrar abzuwickeln. KTG Agrar hatte zum Zeitpunkt der Insolvenz Anleihen im Gesamtvolumen von 260 Millionen Euro ausstehen. Weiter 50 Millionen entfielen auf die Tochtergesellschaft KTG Energie. Diese werden heute zu etwa 3 bis 4 Prozent ihres nominalen Wertes gehandelt. Einen Großteil der Geschäfte respektive Flächen der KTG-Agrar wurden von der Bremer Industriellenfamilie Zech übernommen. Und die ist nach einem FINANCE-Bericht jetzt auch „Opfer der Dürre“. Rund um Berlin bewirtschaftet die für die KTG-Übernahme gegründete Zech-Tochter Deutsche Agrar Holding (DAH) laut FINANCE rund 20.000 Hektar Fläche. In dieser Region belaufen sich die Ernteverluste demnach bei Mais und Ganzpflanzensilage (GPS) gegenüber dem Vorjahr nach ersten Schätzungen der regionalen Statistikämter auf 50 bis 80 Prozent. Doch Mais und GPS benötige die DAH, um die insgesamt 23 Biogasanlagen zu betreiben, die Zech von der ebenfalls zusammengebrochenen KTG-Tochter KTG-Energie übernommen hat. Durch die Ernteverluste drohten sich bei diesen Anlagen eben jene Versorgungsprobleme zu wiederholen, unter denen auch KTG Energie früher schon gelitten habe. Die dürrebedingten Mehrkosten schätzt Zech gegenüber FINANCE auf einen „mittleren siebenstelligen Betrag“, also im einstelligen Millionenbereich. Da die DAH nach FINANCE-Informationen auch im vergangenen Jahr keinen nennenswerten Gewinn erzielt hat, droht der Zech-Tochter für 2018 nun ein Millionenverlust. Die Dürre könnte Zech aber auch zusätzliche Flächen „zutreiben“, schreibt FINANCE. Demnach ist aus der Region Brandenburg zu hören, dass viele Landwirte durch die Dürre derart hohe Verluste erlitten haben, dass sie gezwungen sind, Teile ihrer Felder zu verkaufen. Das Familienimperium der Zechs scheint laut FINANCE finanziell stark genug zu sein, um dies für sich zu nutzen. Allein die Zech Group erwirtschafte eine jährliche Gesamtleistung von 2 Milliarden Euro. Die Zech-Stiftung, zu der neben einigen anderen Beteiligungen auch die Deutsche Agrar Holding gehört, komme auf weitere 500 Millionen Euro. Bislang befände sich nur ein Bruchteil der 20.000 Hektar, die die DAH rund um Berlin bewirtschaftet, im eigenen Besitz. Mit Notverkäufen anderer Landwirte könnte die DAH den Anteil der Flächen im Eigenbesitz ausbauen. Und einem weiteren Akteur könnte die Dürre in die Karten spielen. Laut FINANCE kursieren in der Region Gerüchte, wonach auch der Ex-KTG-Chef Siegfried Hofreiter in der Dürrekatastrophe eine Chance sieht, wieder im großen Stil in sein altes Geschäft zurückzukehren. An seinem Willen daran bestehe in seinem Umfeld wenig Zweifel. Entscheidend werde sein, ob Hofreiter nach dem KTG-Debakel noch einmal Geldgeber findet, die ihn finanzieren.
24.08.2018
Von: FebL

"Die insolvente Gesellschaft hat den operativen Betrieb eingestellt", heißt es auf der Homepage. Was bleibt, ist der Verweis auf die Insolvenz. Foto: homepage screenshot