AbL für Verantwortung und gezielte Hilfe statt eine Milliarde Euro

Vor dem Hintergrund der Folgen der Dürre für die landwirtschaftlichen Betriebe hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) deutliche Kritik am aktuellen Verhalten von Lebensmittelketten, Großmolkereien und Schlachtkonzernen sowohl im konventionellen wie auch Bio-Bereich geäußert. Die AbL mahnt zur Verantwortung und fordert gezielte Hilfe für die Betriebe statt eine Milliarde Euro ein und erneuert ihre Forderung nach Einberufung eines Agrargipfels durch Agrarministerin Klöckner. „Wir brauchen in der jetzigen schwierigen Situation bei etlichen landwirtschaftlichen Betrieben in den Dürreregionen keine Pauschalforderung nach 1 Milliarde Euro, keine politischen Schnellschüsse und Verurteilungen. Uns helfen vielmehr verantwortungsbewusstes Verhalten aller Marktteilnehmer, Solidarität und gezielte finanzielle Unterstützung der Betroffenen, die schnell wirkt“, so der Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. in einer aktuellen Meldung. Die AbL weiter: „Wenn der Discounter ALDI den Butterpreis um 10 Cent auf 1,75 Euro (250 g) senkt, mögen sich vielleicht einige Verbraucher darüber freuen. Für die Milchviehbetriebe ist es eine Kampfansage von ALDI, die Milchauszahlungspreise noch weiter zu drücken. Und dies in einer Situation, wo wir keine Futtergrundlage für unsere Kühe haben und z.B. die größte deutsche Molkerei, Deutsches Milchkontor (DMK), nur 31 Cent pro Liter an die Bauern auszahlt. Das deckt unsere Kosten der Erzeugung nicht. Wenn die Bio- Supermarktkette ALNATURA jetzt über Preissenkungen bei Biomilch nachdenkt und DANONE in Ochsenfurt 46 Bauern einer Milcherzeugergemeinschaft überraschend die Abnahme kündigt, kann man darüber nur den Kopf schütteln. Wo bleibt die Verantwortung der Lebensmittelketten und der Großmolkereien – was ist ihr Beitrag, um diese aktuelle Krise zu überwinden? Wenn die größten Fleischkonzerne in Deutschland, TÖNNIES und VION, zuletzt auf massiven Preisdruck setzen und Schweinemäster für das Kilo Schlachtgewicht 1,39 Euro erhalten, dann ist die Schweinemast nicht mehr rentabel, dann ist das auch verantwortungslos – welchen Beitrag leisten die Schlachthofkonzerne in dieser Zeit, wo auf Grund der Dürre mit erheblichen Preissteigerungen bei Zukauffuttermittel zu rechnen ist?" Für die AbL steht fest: "An der Diskussion um faire Erzeugerpreise geht kein Weg vorbei, wenn kurzfristig spürbare Hilfe ankommen soll". Auch bei einigen Berufskollegen in der Landwirtschaft scheint nach Ansicht der AbL solidarisches Handeln ein Fremdwort zu sein. "Wenn große Biogasunternehmen Milchbauern Mais zu Höchstpreisen vor der Nase wegkaufen, den diese Betriebe dringend zur Sicherung der Winterfuttergrundlage bräuchten, wird das die Diskussion untereinander um Strom oder Tierhaltung nur anheizen, statt um intelligente Lösungsmöglichkeiten zu ringen, mit denen beide Seiten gut wirtschaften könnten", so die AbL. Für einen gefährlichen Bumerang hält die AbL die pauschalen Verurteilungen der Landwirtschaft durch einige Politiker und Nichtregierungsorganisationen. "Wir müssen zusammen eine gesellschaftlich akzeptierte Landwirtschaft auf den Weg bringen, statt zu spalten. Dabei ist das beliebte gegenseitige Ausspielen von konventioneller und biologischer Landwirtschaft kontraproduktiv. Wir haben in der AbL auch Biomilchbetriebe, die auf Grund verdorrter Weiden vorzeitig Kühe zum Notschlachten bringen mussten und wir sind froh darüber, dass konventionelle Berufskollegen aus Nicht-Dürregebieten bereit waren, Futter zu fairen Preisen abzugeben und dies auch von Landesregierungen als Ausnahme genehmigt wird", heißt es in der Meldung. "Wenn jetzt Verantwortliche aus der Politik den ökologischen und ökonomischen Sinn von Zwischenfrüchten entdecken und die Futternutzung derselben auf ökologische Vorrangflächen zulassen möchten, ist dies zwar löblich, aber Zwischenfrüchte wachsen ohne nennenswerte Niederschläge auch nicht. Kurzfristig sind die Mehrkosten der Viehhaltenden Betriebe in Dürreregionen bei Futterzukauf finanziell auszugleichen statt Transportsubventionen zu geben. Damit wir Planungssicherheit auf den Betrieben bekommen, brauchen wir zudem ein Aktionsprogramm und einen Innovationsfonds, damit Betriebe sich an Wetter- und Klimaschwankungen anpassen, selber klimaschädliche Gase reduzieren und eine Klimaschonende Landwirtschaft betreiben können", benennt die AbL mögliche Lösungswege. Die AbL bekräftigt deshalb "die Forderung an Bundesministerin Klöckner nach Einberufung eines Agrargipfels, um Lösungsansätze zu beschließen und den verantwortungsvollen Beitrag aller Marktbeteiligten (Molkereien, Schlachthöfe, Getreidehandel, Bauern- und Verbraucherorganisationen) abzufordern".