Gravierende Mängel bei Pestizidzulassung

Auf gravierende Mängel bei der Zulassung von Pestiziden in der EU wurde in der jüngsten Sitzung des EU-Sonderausschusses für das Zulassungsverfahren von Pestiziden hingewiesen. So wird dort in einem Bericht der EU-Ombudsfrau Emily O’Reilly, die als Europäische Bürgerbeauftragte Missstände in der Verwaltungstätigkeit der Organe und Einrichtungen der EU untersucht, festgestellt, dass die EU-Kommission häufig Pestizidwirkstoffe zulässt, obwohl die Unterlagen der Risikobewertung unvollständig sind. Ein Beispiel sei das wahrscheinlich bienenschädliche Insektizid Sulfoxaflor, das 2015 zugelassen wurde, obwohl keinerlei Daten zur Bienenschädlichkeit vorlagen. Die Professorin für Bodenwissenschaften Violette Geissen erklärte, dass die Risiken von Pestiziden auf den Boden mit veralteten Testmethoden untersucht werden. Einige Risiken würden gar nicht beachtet, beispielsweise wenn Pestizide durch Winderosion oder Staub verfrachtet und dann von Menschen eingeatmet werden. „Die gravierenden Gefahren für Mensch und Umwelt, die durch unsaubere Pestizidprüfungen entstehen, sind mehr als beunruhigend. Das Vorgehen der EU-Kommission ist fahrlässig, gerade nach dem Skandal rund um die Neonikotinoide. Die EU-Kommission muss sich hier am Riemen reißen und auf einer sauberen und vollständigen Risikobewertung von Pestiziden bestehen. Alles andere ist ein Spott auf das gesetzliche Vorsorgeprinzip“, kommentiert die grüne EU-Abgeordnete Maria Heubuch, die auch Mitglied im Sonderausschuss ist. „Wir Grünen setzen uns dafür ein, dass die Testmethoden auf den neuesten Stand der Wissenschaft gebracht werden. Gleichzeitig muss alles getan werden, um den Einsatz von Pestiziden insgesamt zu reduzieren und durch alternative Methoden zu ersetzen“, so Heubuch. Das EU-Parlament hatte Anfang Februar diesen Jahres mit großer Mehrheit die Einsetzung eines Sonderausschusses Glyphosat (PEST) für zukünftige Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln beschlossen. „Der Streit um die Wiederzulassung des Wirkstoffs Glyphosat hat deutlich gemacht, dass das Genehmigungsverfahren für Pestizide auf den Prüfstand muss“, erklärte damals die SPD-Ageordnete Maria Noichl.