Kartoffelernte im Matsch – besonders Bio-Betriebe in der Bedrouille

Fährt man im Moment durch den Nordosten Niedersachens sieht man es immer häufiger: nicht einer wie üblich, sondern zwei Trecker ziehen den Kartoffelroder übers Feld oder besser gesagt: durch den Matsch. Allein die Tatsache, dass überhaupt um diese Jahreszeit noch nicht alle Kartoffeln in der Scheune sind ist ungewöhnlich. Der Jahresniederschlag wird wohl um die Hälfte höher liegen als die sonst üblichen rund 500 mm. Besonders betroffen sind die Bio-Betriebe von denen es gerade im Wendland einige gibt. Sie konnten schon zum Pflanzen später aufs Feld wegen des Regens, das heißt, der nötige Vegetationsvorsprung vor der Krautfäule fiel dies Jahr oft geringer aus als in anderen Jahren, die Kartoffeln bleiben kleiner. Und nun können die wenigen kleinen aufgrund des immer noch viel zu vielen Regens kaum geerntet werden. Und mit jedem Tag länger auf dem Acker rücken Drahtwurm und Pilze den Knollen stärker zu Leibe. Der Biokartoffel-Erzeuger-Verein (BKE) schreibt in einer Pressemitteilung: „Besonders in Niedersachen, Sachen und Sachsen Anhalt werden die meisten Knollen für den Lebensmitteleinzelhandel angebaut. Die Verluste, die hier zu verzeichnen sind, können nur schwer durch Mehrerträge in anderen Bundesländern ausgeglichen werden. Besonders in den bevölkerungsstarken Ländern wie z.B. Bayern fließen viele Kartoffeln in die landwirtschaftliche Direktvermarktung. Nach der Erntemengenerhebung durch den BKE bei seinen Mitgliedern gehen wir von einer unterdurchschnittlichen Ernte aus, die stärksten Einbußen haben in diesem Jahr Niedersachsen und Sachsen Anhalt zu verbuchen. Auch werden in diesen Bundesländern die meisten Bio Kartoffeln zur Einlagerung angebaut. Nun muss sich zeigen, wie lagerfähig die Ware von derart nassen Standorten sein wird. Wir können aber schon jetzt davon ausgehen, anders als im konventionellen Anbau, dass Bio Kartoffeln nach wie vor knapp sein werden.“ Die Nerven der Bauern und Bäuerinnen liegen jedenfalls schon seit Wochen blank, auch weil der zum Teil noch zur Rettung der Kartoffeln betriebene Mehraufwand Zeit und Geld kostet, der bislang zumindest sich noch nicht ihn höheren Preisen vom konventionellen Lebensmitteleinzelhandel als Abnehmer niederschlägt. Zudem werden lässt der herbstliche Tau am Morgen selbst schöne Tag kaum richtig trocken werden, die Momente, in denen etwas geht werden immer seltener. „Wir wissen noch gar nicht, was wir da jetzt noch aus dem Boden holen und ob wir überhaupt auf den Acker kommen“, sagt Monika Tietke Geschäftsführerin vom Bio Kartoffel Erzeuger Verein und selbst Bio-Kartoffel-Bäuerin.
26.10.2017